Yusuf
Im
Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen.
[12:1]
Alif Lám Rá. Das sind die Verse des deutlichen Buches.
[12:2]
Wir haben es offenbart - den Koran auf arabisch
-, damit ihr verstehet.
[12:3]
Erzählen wollen Wir dir die schönste
der Geschichten, indem Wir dir diesen Koran offenbaren, wiewohl du zuvor unter
denen warst, die nicht die (nötige) Kenntnis besaßen.
[12:4]
(Gedenke der Zeit) da Joseph zu seinem Vater
sprach: «O mein Vater, ich sah elf Sterne und die Sonne und den Mond, ich sah
sie vor mir sich neigen.»
[12:5]
Er sprach: «Du, mein Söhnchen, erzähle
dein Traumgesicht nicht deinen Brüdern, sie möchten sonst einen Allschlag
gegen dich ersinnen; denn Satan ist dem Menschen ein
offenkundiger Feind.
[12:6]
Also wird dein Herr dich erwählen und dich
die Deutung der Träume lehren und Seine Huld an dir vollenden und an dem
Geschlecht Jakobs, so wie Er sie zuvor an zweien deiner Vorväter
vollendete, an Abraham und Isaak. Wahrlich, dein Herr ist allwissend, allweise.»
[12:7]
Gewiß, in Joseph und seinen Brüdern sind Zeichen für die Suchenden.
[12:8]
Da sie sprachen: «Wahrlich, Joseph und sein
Bruder sind unserem Vater lieber als wir, ob wir gleich eine stattliche Schar
sind. Unser Vater ist gewiß in offenkundigem
Irrtum.
[12:9]
Tötet Joseph oder treibt ihn aus in ein
(fernes) Land; eures Vaters Aufmerksamkeit wird ausschließlich euer sein,
und ihr könnt sodann rechtschaffene Leute werden.»
[12:10]
Einer unter ihnen sprach: «Tötet Joseph
nicht; wenn ihr aber etwas tun müßt, so werfet ihn in die Tiefe eines
Brunnens; jemand von der Karawane der Reisenden wird ihn dann schon
herausziehen.»
[12:11]
Sie sprachen: «O unser Vater, warum traust du
uns wegen Josephs nicht, obwohl wir es wahrhaftig gut
mit ihm meinen?
[12:12]
Schicke ihn morgen mit uns, daß er sich
vergnüge und spiele, und wir wollen sicher über ihn wachen.»
[12:13]
Er sprach: «Es betrübt
[12:14]
Sie sprachen: «Wenn ihn der Wolf frißt, ob
wir gleich eine stattliche Schar sind, dann wahrlich werden wir die
Verlierenden sein.»
[12:15]
Da sie ihn also mit sich fortnahmen und sich
einigten, ihn in die Tiefe eines Brunnens zu werfen, sandten Wir ihm die
Offenbarung: «Du wirst ihnen diese ihre Tat dereinst sicherlich verkünden, und
sie werded es nicht wissen.»
[12:16]
Und des Abends kamen sie weinend zu ihrem Vater.
[12:17]
Sie sprachen: «O unser Vater, wir liefen
miteinander um die Wette und ließen Joseph bei unseren Sachen zurück, und
da hat ihn der Wolf gefressen; du wirst uns doch nicht glauben, auch wenn wir
die Wahrheit reden.»
[12:18]
Sie hatten falsches Blut auf sein Hemd gebracht.
Er sprach: «Nein; eure Seelen haben euch etwas vorgespiegelt. So (obliegt mir
nun) geziemende Geduld. Und Allah ist um Hilfe anzurufen wider das, was ihr
erzählt.»
[12:19]
Es kam eine Karawane von Reisenden, und sie
schickten ihren Wasserschöpfer aus. Er ließ seinen Eimer hinab. «O
Glücksbotschaft!», sagte er. «Hier ist ein Jüngling!» Und sie verbargen ihn wie
einen Ballen Ware, und Allah wußte wohl, was sie taten.
[12:20]
Sie verkauften ihn für einen winzigen Preis, für
ein paar Dirhem, und darin waren sie enthaltsam.
[12:21]
Der Marm aus Ägypten, der ihn gekauft
hatte, sprach zu seiner Frau: «Mache seinen Aufenthalt ehrenvoll. Vielleicht
kann er uns einmal nützlich werden, oder wir nehmen ihn als Sohn an.» Also
setzten Wir Joseph im Land fest, damit Wir ihn (auch) die Deutung der
Träume lehren möchten. Und Allah hat Macht über Seinen
Ratschluß, allein die meisten Meschen wissen es nicht.
[12:22]
Als er seine Volkcraft erlangte, verliehen Wir
ihm Weisheit und Wissen. Also belohnen Wir die Gutes Tuenden.
[12:23]
Und sie, in deren Hause er war, suchte ihn zu
verführen gegen seinen Willen. Sie verriegelte die Türen und sprach: «Nun
komm!» Er sprach: «Ich suche Zuflucht bei Allah. Er ist mein herr. Er hat meinen
Aufenthalt ehrenvoll gemacht. Wahrlich, die Frevler können nicht Erfolg
haben.»
[12:24]
Und sicher begehrte sie ihn, auch er hätte
sie begehrt, wenn er nicht ein deutliches Zeichen von seinem Herrn gesehen
hätte. Das geschah, auf daß Wir Schlechtigkeit und Unsittlichkeit
von ihm abwendeten. Fürwahr, er war einer Unserer auserwählten Diener.
[12:25]
Sie liefen beide zur Tür, und sie zerriß
sein Hemd von hinten, und sie trafen auf ihren Herrn an der Tür. Sie sprach:
«Was soll eines Lohn sein, der gegen dein Weib Böses plante, wenn nicht
Kerker oder eine schmerzliche Strafe?»
[12:26]
Er sprach: «Sie war es, die mich zu verführen
suchte gegen meinen Willen.» Und ein Zeuge aus ihrem Haushalt bezeugte: «Wenn
sein Hemd vorne zerrissen ist, dann hat sie die Wahrheit gesprochen und er ist
der Lügner einer.
[12:27]
Ist sein Hemd jedoch hinten zerrissen, dann hat
sie gelogen und er ist der Wahrhaftigen einer.»
[12:28]
Als er nun sah, daß sein Hemd hinten
zerrissen war, da sprach er: «Fürwahr, das ist eine eurer Weiberlisten. Eure
List ist wahrlich groß.
[12:29]
O Joseph, wende dich ab von dieser Sache, und du
[o Frau], bitte um Vergebung für deine Sünde. Denn gewiß, du gehörst
zu den Schuldigen.»
[12:30]
Und Frauen in der Stadt sprachen: «Die Frau des
Aziz sucht ihren jungen Sklaven zu verführen gegen seinen Willen. Er hat sie
zur Liebe entflammt. Wahrlich, wir sehen sie in offenbarem Irrtum.»
[12:31]
Als sie von ihrer Boshaftigkeit hörte, da
sandte sie nach ihnen und bereitete ein Gastmahl für sie und gab einer jeden
von ihnen ein Messer und sprach (zu Joseph): «Komm heraus zu ihnen!» Als sie
ihn sahen, staunten sie ihn an und schnitten sich in die Hände und
sprachen: «Preis sei Allah! Das ist kein Menschenwesen, das ist ein erhabener
Engel.»
[12:32]
Sie sprach: «Und dieser ist's, um dessentwillen
ihr mich getadelt habt. Ich habe allerdings versucht, ihn zu verführen gegen
seinen Willen, doch er bewährte sich. Wenn er nun nicht tut, was ich ihn
heiße, so soll er fürwahr ins Gefängnis geworfen werden und der
Gedemütigten einer sein.»
[12:33]
Er sprach: «O mein Herr, mir ist Gefängnis
lieber als das, wozu sie mich einladen; und wenn Du nicht ihre List von mir
abwendest, so könnte ich mich ihnen zuneigen und der Törichten einer
sein.»
[12:34]
Also erhörte ihn sein Herr und wendete ihre
List von ihm ab. Wahrlich, Er ist der Allhörende, der Allwissende.
[12:35]
Hierauf schien es ihnen passend, nachdem sie die
Zeichen (seiner Unschuld) gesehen, daß sie (um ihren Ruf zu wahren) ihn
auf eine Zeitlang einkerkerten.
[12:36]
Es kamen mit ihm zwei Jünglinge ins
Gefängnis. Der eine von ihnen sprach: «Ich sehe mich Wein auspressen.» Und
der andere sprach: «Ich sehe mich auf meinem Kopfe Brot tragen, von dem die
Vögel fressen. Verkünde uns die Deutung hiervon, denn wir sehen, daß
du der Rechtschaffenen einer bist.»
[12:37]
Er antwortete: «Ich werde euch die Deutung
hiervon verkünden, noch ehe das Essen, mit dem ihr versorgt werdet, zu euch
kommt, noch bevor es zu euch kommt. Dies auf Grund dessen, was mich mein Herr
gelehrt hat. Verlassen habe ich die Religion jener Leute, die nicht an Allah
glauben und Leugner des Jenseits sind.
[12:38]
Und ich folge der Religion meiner Väter
Abraham und Isaak und Jakob. Uns geziemt es nicht, Allah irgend etwas zur Seite
zu stellen. Dies ist etwas von Allahs Huld gegen uns und gegen die Menschheit,
jedoch die meisten Menschen sind undankbar.
[12:39]
O meine beiden Kerkergenossen, sind verschiedene
Herren besser oder Allah, der Eine, der Allmächtige?
[12:40]
Statt Ihn verehrt ihr nichts anderes als Namen,
die ihr selbst genannt habt, ihr und eure Väter; Allah hat dazu keine
Ermächtigung herabgesandt. Die Entscheidung ist einzig bei Allah. Er hat
geboten, daß ihr Ihn allein verehret. Das ist der beständige Glaube,
jedoch die meisten Menschen wissen es nicht.
[12:41]
O meine beiden Kerkergenossen, was den einen von
euch anlangt, so wird er seinem Herrn Wein kredenzen; und was den andern
anlangt, so wird er gekreuzigt werden, so daß die Vögel von seinem
Kopfe fressen. Beschlossen ist die Sache, über die ihr um Auskunft fragtet.»
[12:42]
Er sagte zu dem von den beiden, von dem er
glaubte, er würde entkommen: «Erwähne meiner bei deinem Herrn.» Doch Satan
ließ ihn vergessen, es bei seinem Herrn zu erwähnen. so blieb er
einige Jahre im Gefängnis
[12:43]
Und der König sprach: «Ich sehe sieben
fette Kühe, und es fressen sie sieben magere; und sieben grüne Ähren und
(sieben) andere dürre. O ihr Häupter, erkläret mir die Bedeutung
meines Traums, wenn ihr einen Traum auszulegen versteht.»
[12:44]
Sie antworteten: «Wirre Träume! und wir
kennen die Deutung der Träume nicht.»
[12:45]
Und derjenige von den beiden, der entkommen war
und der sich erinnerte nach geraumer Zeit, sprach: «Ich will euch die Deutung davon
wissen lassen, darum sendet mich.»
[12:46]
«Joseph! O du Wahrhaftiger, erkläre uns die
Bedeutung von sieben fetten Kühen, die von sieben magern gefressen werden, und
von sieben grünen Ähren und (sieben) andern dürren, auf daß ich
zurückkehre zu den Leuten, damit sie es erfahren.»
[12:47]
Er sprach: «Ihr werdet säen sieben Jahre
lang, hart arbeitend und ohne Unterlaß, und was ihr erntet, lasset es in
seinen Ähren, bis auf weniges, von dem ihr esset.
[12:48]
Nach diesem werden dann sieben schwere Jahre kommen,
die alles aufzehren werden, was ihr an Vorrat für sie aufgespeichert hattet,
bis auf weniges, das ihr bewahren mögt.
[12:49]
Dann wird nach diesem ein Jahr kommen, in
welchem die Menschen Erleichterung finden und in welchem sie Geschenke geben
werden.»
[12:50]
Der König sprach: «Bringt ihn mir.» Doch
als der Bote zu ihm kam, sprach er: «Kehre zurück zu deinem Herrn und frage
ihn, wie es den Frauen ergeht, die sich in die Hände schnitten, denn mein
Herr kennt ihren Anschlag recht wohl.»
[12:51]
Er sprach: «Wie stand es um euch, als ihr Joseph
zu verführen suchtet gegen seinen Willen?» Sie sprachen: «Er hütete sich um
Allahs willen. Wir haben nichts Böses über ihn erfahren.» Da sprach die
Frau des Aziz: «Nun ist die Wahrheit ans Licht gekommen. Ich versuchte ihn zu
verführen gegen seinen Willen, .und er gehört sicherlich zu den
Wahrhaftigen.
[12:52]
Dies, damit er (der Aziz) erfahre, daß ich
nicht treulos gegen ihn war in (seiner) Abwesenheit und daß Allah den
Anschlag der Treulosen nicht gelingen läßt.
[12:53]
Und ich erachte mich selbst nicht frei von
Schwäche; denn die Seele gebietet oft Böses, die allein ausgenommen,
deren mein Herr Sich erbarmt. Fürwahr, mein Herr ist allverzeihend,
barmherzig.»
[12:54]
Und der König sprach: «Bringt ihn mir, ich
will ihn für mich wählen.» Als er mit ihm geredet hatte, sprach er: «Du
bist von heute an bei uns in Amt (und) Vertrauen.»
[12:55]
Er sprach: «Setze mich über die Schatzkammern
des Landes, denn ich bin ein Hüter, ein wohlerfahrener.»
[12:56]
Also setzten Wir Joseph im Land fest. Er weilte
darin, wo immer es ihm gefiel. Wir gewähren Unsere Gnade, wem Wir wollen,
und Wir lassen den Lohn der Rechtschaffenen nicht verloren gehen.
[12:57]
Der Lohn des Jenseits aber ist besser für jene,
die glauben und Gott fürchten.
[12:58]
Es kamen die Brüder Josephs und traten zu ihm
ein; er erkannte sie, sie aber erkannten ihn nicht.
[12:59]
Als er sie mit ihrem Bedarf ausgerüstet hatte,
da sprach er: «Bringt mir euren Bruder von eures Vaters Seite. Seht ihr nicht,
daß ich volles Maß (an Korn) gebe und daß ich der beste
Gastgeber bin?
[12:60]
Doch wenn ihr ihn mir nicht bringt, dann sollt
ihr kein Maß von mir haben, noch sollt ihr mir nahe kommen.»
[12:61]
Sie antworteten: «Wir wollen versuchen, ihn von
seinem Vater zu trennen; und das tun wir bestimmt.»
[12:62]
Und er sprach zu seinen Dienern: «Stecket ihr
Geld (auch) in ihre Satteltaschen, so daß sie es erkennen mögen,
wenn sie zu ihren Angehörigen zurückgekehrt sind; vielleicht kommen sie
wieder.»
[12:63]
Als sie zu ihrem Vater zurückgekehrt waren,
sprachen sie: «O unser Vater, ein (weiteres) Maß (an Korn) ist uns
verweigert worden, so schicke unseren Bruder mit uns, daß wir Maß
erhalten, und wir wollen ihnhüten.»
[12:64]
Er sprach: «Ich kann ihn euch nicht anders
anvertrauen, als ich euch seinen Bruder zuvor anvertraut habe. Doch Allah ist
der beste Beschützer, und Er ist der barmherzigste Erbarmer.»
[12:65]
Als sie ihre Habe öffneten, da fanden sie
ihr Geld ihnen zurückgegeben. Sie sprachen: «O unser Vater, was können wir
mehr wünschen? Dies unser Geld ist uns zurückgegeben. Wir werden Vorrat für
unsere Familie heimbringen und unseren Bruder behüten, und überdies werden wir
das Maß einer Kamellast haben. Das ist ein leichterhältliches
Maß.»
[12:66]
Er sprach: «Ich werde ihn nicht mit euch senden,
ehe ihr mir nicht ein feierliches Versprechen im Namen Allahs gebt, daß
ihr ihn mir sicher wiederbringt, es sei denn, ihr werdet alle umringt.» Als sie
ihm ihr feierliches Versprechen gegeben hatten, sprach er: «Allah wacht über das,
was wir sprechen.»
[12:67]
Und er sprach: «O meine Söhne, ziehet nicht
ein durch ein einziges Tor, sondern ziehet ein durch verschiedene Tore; ich
kann euch nichts nützen gegen Allah. Die Entscheidung ruht bei Allah allein. Auf
Ihn vertraue ich, und auf Ihn vertrauen sollen die Vertrauenden.»
[12:68]
Als sie auf die Art eingezogen waren, wie ihr
Vater es ihnen geboten hatte, konnte er ihnen nichts nützen gegen Allah,
außer daß ein Verlangen in Jakobs Seele war, das er (so) befriedigte;
und er besaß gewiß großes Wissen, weil Wir ihn belehrt
hatten, allein die meisten Menschen wissen es nicht.
[12:69]
Als sie vor Joseph traten, nahm er seinen Bruder
zu sich. Er sprach: «Ich bin dein Bruder; so betrübe dich nicht ob dessen, was
sie getan haben.»
[12:70]
Als er sie mit ihrem Bedarf versehen hatte,
steckte er den Trinkbecher in seines Bruders Satteltasche. Dann rief ein
Ausrufer: «O ihr (Leute von der) Karawane, ihr seid wahrhaftig Diebe.»
[12:71]
Sie sprachen, indem sie sich zu ihnen wandten:
«Was ist es, das ihr vermisset?»
[12:72]
Jene antworteten: «Wir vermissen den
Maßbecher des Königs, und wer ihn wieder bringt, der soll eine
Kamellast erhalten, und ich bin Bürge dafür.»
[12:73]
Sie erwiderten: «Bei Allah, ihr wisset doch,
daß wir nicht gekommen sind, um Unheil im Land zu stiften, und wir sind
keine Diebe.»
[12:74]
Jene sprachen: «Was soll dann die Strafe dafür
sein, wenn ihr Lügner seid?»
[12:75]
Sie antworteten: «Die Strafe dafür sei: der, in
dessen Satteltasche er gefunden wird, soll selbst Entgelt dafür sein. Also
lohnen wir den Übeltätern.»
[12:76]
Da begann er (die Suche) mit ihren Säcken
vor dem Sack seines Bruders; dann zog er ihn aus seines Bruders Sack hervor. So
richteten Wir es ein für Joseph. Er hätte nicht seinen Bruder aufhalten
können unter des Königs Gesetz, hätte nicht Allah es so gewollt.
Wir erhöhen um Rangstufen, wen Wir wollen; und über jedem mit Wissen
Begabten ist Einer, der Allwissende.
[12:77]
Sie sprachen: «Hat er gestohlen, so hat zuvor
schon sein Bruder Diebstahl verübt.» Jedoch Joseph hielt es in seinem Herzen
geheim und offenbarte es ihnen nicht. Er sprach: «Ihr (scheint) in der übelsten
Lage zu sein; und Allah weiß am besten, was ihr behauptet.»
[12:78]
Sie sprachen: «O Hochmögender, er hat einen
greisen Vater, so nimm einen von uns an seiner Statt; denn wir sehen, du
gehörst zu denen, die Gutes tun.»
[12:79]
Er antwertete: «Allah behüte daß wir einen
andern nehmen sollten als den, bei dem wir unser Eigentum gefunden haben; wir
wären sonst wahrlich ungerecht.»
[12:80]
Als sie all ihm verzweifelten, gingen sie
abseits, heimlich beratend. Es sprach ihr Ältester: «Wißt ihr nicht,
daß euer Vater von euch ein feierliches Versprechen im Namen Allahs
empfangen hat und wie ihr zuvor in eurer Pflicht gegen Joseph gefehlt habt? Ich
will darum das Land nicht verlassen, bis mein Vater es mir erlaubt oder Allah
für mich entscheidet, und Er ist der beste Richter.
[12:81]
Kehret ihr zurück zu eurem Vater und sprecht:
"O unser Vater, dein Sohn hat gestohlen; und wir haben nur ausgesagt, was
wir wußten, und wir konnten nicht Wächter sein über das Verborgene.
[12:82]
Frage nur die Stadt, in der wir waren, und die
Karawane, mit der wir kamen; gewiß, wir sprechen die Wahrheit."»
[12:83]
Er sprach: «Nein, eure Seelen haben euch etwas
vorgespiegelt. So (obliegt mir nun) geziemende Geduld. Vielleicht wird Allah
sie mir alle wieder bringen; denn Er ist der Allwissende, der Allweise.»
[12:84]
Und er wandte sich ab von ihnen und sprach: «O
mein Kummer um Joseph!» Und seine Augen wurden tränenvoll vor Kummer, dann
unterdrückte er (seinen Schmerz).
[12:85]
Sie sprachen: «Bei Allah, du wirst nicht
aufhören, von Joseph zu sprechen, bis du dich ganz verzehrt hast oder zu
denen gehörst, die zugrunde gehen.»
[12:86]
Er antwortete: «Ich klage nur meinen Kummer und
meinen Gram zu Allah, und ich weiß von Allah, was ihr nicht wisset.
[12:87]
O meine Söhne, ziehet aus und forschet nach
Joseph und seinem Bruder und verzweifelt nicht an Allahs Erbarmen; denn an
Allahs Erbarmen verzweifelt nur das ungläubige Volk.»
[12:88]
Als sie vor ihn (Joseph) traten, da sprachen
sie: «O Hochmögender, Armut hat uns geschlagen und unsere Sippe, und wir haben
eine geringe Summe Geld gebracht, so gib uns das volle Maß und sei
wohltätig gegen uns. Wahrlich, Allah belohnt die Wohltätigen.»
[12:89]
Er sprach: «Wißt ihr, was ihr Joseph und
seinem Bruder antatet, da ihr töricht wart?»
[12:90]
Sie antworteten: «Bist du etwa gar Joseph?» Er
sprach: «Ich bin Joseph, und dies ist mein Bruder. Allah ist fürnwahr
gnädig gegen uns gewesen. Wahrlich, nver rechtschaffen und standhaft ist -
nimmermehr läßt Allah den Lohn der Guten verloren gehen.»
[12:91]
Sie antworteten: «Bei Allah, siehe, Allah hat
dich bevorzugt vor uns, und wir sind fürwahr Schuldige gewesen.»
[12:92]
Er sprach: «Kein Tadel treffe euch heute.
Möge Allah euch vergeben! Denn Er ist der barmherzigste Erbarmer.
[12:93]
Nehmt dies mein Hemd mit und legt es vor meinen
Vater; dann wird ihm Kenntnis werden. Und bringt alle eure Angehörigen zu
mir.»
[12:94]
Als die Karawane aufgebrochen war, sprach ihr
Vater: «Siehe, wahrlich, ich spüre den Geruch Josephs, wenn ihr mich auch für
schwachsinnig haltet.»
[12:95]
Sie antworteten: «Bei Allah, du bist gewiß
in deinem alten Irrtum.»
[12:96]
Als nun der Freudenbote kam, da legle er es vor
ihn, und er ward aufgeklärt. Er sprach: «Habe ich euch nicht gesagt: Ich
weiß von Allah, was ihr nicht wisset?»
[12:97]
Sie sprachen: «O unser Vater, bitte für uns um
Verzeihung unserer Sünden; denn wir sind fürwahr Schuldige gewesen »
[12:98]
Er sprach: «Ich will Verzeihung für euch von
meinem Herrn erbitten. Wahrlich Er ist der Allverzeihende, der Barmherzige.»
[12:99]
Als sie vor Joseph traten, nahm er seine Eltern
bei sich auf und sprach: «Ziehet ein in Ägypten in Frieden, wie es Allah
gefällt.»
[12:100]
Und er hob seine Eltern auf den Thron, und sie
warfen sich (alle) fußfällig nieder um seinetwillen. Und er sprach:
«O mein Vater, dies ist die Erfüllung meines Traums von einst. Mein Herr hat
ihn wahr gemacht. Und Er hat gnädig an mir gehandelt, als Er mich aus dem
Kerker führte und euch aus der Wüste herbrachte, nachdem Satan zwischen mir und
meinen Brüdern Zwietracht gestiftet hatte. Wahrlich mein Herr ist gütig zu wem
Er will; denn Er ist der Allwissende, der Allweise.
[12:101]
O mein Herr, Du hast mir nun Herrschaft
verliehen und mich die Deutung der Träume gelehrt. O Schöpfer der
Himmel und der Erde, Du bist mein Beschützer in dieser Welt und in der
künftigen. Laß mich sterben in Ergebenheit und vereine mich mit den
Rechtschaffenen .»
[12:102]
Dies ist Kunde von dem Verborgenen, das Wir dir
offenbaren. Du warst nicht bei ihnen, als sie sich über ihren Plan einigten, indes
sie Ränke schmiedeten.
[12:103]
Und die meisten Menschen werden nicht glauben,
magst du es auch noch so eifrig wünschen.
[12:104]
Du verlangst von ihnen keinen Lohn dafür.
Vielmehr ist es eine Ehre für die ganze Menschheit.
[12:105]
Und wie viele Zeichen sind an den Himmeln und
auf Erden, an denen sie vorübergehn, indem sie sich von ihnen abwenden!
[12:106]
Und die meisten von ihnen glauben nicht an
Allah, ohne daß sie (Ihm zugleich) Götter zur Seite stellen.
[12:107]
Fühlen sie sich denn sicher davor, daß
nicht eine überwältigende Strafe von Allah über sie kommt oder daß
nicht plötzlich die «Stunde» über sie kommt, während sie nichts
ahnend sind?
[12:108]
Sprich: «Das ist mein Weg: Ich rufe zu Allah.
Ich und die mir folgen, haben sichere Kenntnis. Und heilig ist Allah; und ich
gehöre nicht zu den Götzendienern.»
[12:109]
Auch vor dir entsandten Wir nur Männer,
denen Wir Offenbarung gaben, aus dem Volk der Städte. Haben sie denn nicht
die Erde durchwandert und gesehen, wie das Ende derer vor ihnen war? Und
gewiß, die Wohnstatt des Jenseits ist besser für die Gottesfürchtigen.
Wollt ihr denn nicht begreifen?
[12:110]
Als nun die Gesandten (an den Ungläubigen)
verzweifelten und glaubten ,wie Lügner behaudelt zu werden, kam Unsere Hilfe zu
ihnen; da ward der errettet, den Wir wollten. Und Unsere Strafe kann nicht
abgewendet werden von dem sündigen Volk.
[12:111]
Wahrlich, in ihren Geschichten ist eine Lehre
für Menschen von Verstand. Es ist keine erdichtete Rede, sondern eine Erfüllung
dessen, was ihm vorausging, und eine deutliche Darlegung aller Dinge und
Führung und Barmherzigkeit für ein Volk, das da glaubt.